«Ein klares Zeichen gegen die 5G-Antenne: über 900 Einsprachen gegen ein entsprechendes Gesuch»
In der Gemeinde sind gleich zwei Antennen geplant: eine beim Chnodenwald und eine beim Zythusareal. Vor allem in letzterem Gebiet stösst das Projekt auf heftigen Widerstand.
Ob im Ägerital, in Baar oder in Hünenberg: Wo Mobilfunkbetreiber ein Gesuch für eine 5G-Antenne einreichen, müssen sie mit Widerstand rechnen. In der genannten Ennetsee-Gemeinde wurden gleich zwei Gesuche aufgelegt. Eine im Gebiet Chnodenwald und eine für das Zythusareal. Besonders bei letzterem kochten 2020 die Emotionen hoch. Zur Einordnung: Gegen das Gesuch in der Nähe der S-Bahnhaltestelle gingen 938 Einsprachen ein, beim Chnodenwald 28. Gegner der Antenne beim Zythusareal fühlten sich vom Gemeinderat nicht vertreten. Jener betonte, dass es sich bei einem Baugesuch um eine rechtliche, nicht politische Angelegenheit handle.
In beiden Fällen ist nun ein weiterer Schritt getan. Die Einsprecher im Chnodenwald-Gebiet haben das Nachsehen. Der Gemeinderat hat die Beschwerde abgewiesen und das Gesuch bewilligt, wie Thomas Anderegg stellvertretend für das gesamte Gremium Auskunft gibt. Bewilligt wurde das Gesuch deshalb, weil keine baulichen Veränderungen vorgenommen werden und der Anlagegrenzwert nur zu maximal 80 Prozent ausgeschöpft wird – was den aktuellen kantonalen Bestimmungen entspricht.
Konstruktiver Austausch mit der IG Hünenberg See
Die Gründe für die Einsprachen beim Chnodenwald und Zythus ähneln sich. Einsprecher bemängeln, dass es noch nicht genügend Forschung zur Auswirkung der Strahlen auf die Menschen gebe, die Grundlagen für die Strahlenmessmethode werden angezweifelt und eine Wertminderung der Liegenschaften wird befürchtet. Im Falle des Gesuchs beim Zythusareal befürchten die Einsprecher ausserdem, dass die Antenne das Ortsbild störe.
Klar ist: In Hünenberg See wollen die Anwohner keine Antenne. Die Interessengemeinschaft Hünenberg See sprach sich dagegen aus, Anwohner schlossen sich deren Bedenken an. Auch der Gemeinderat wurde am Anfang des Verfahrens scharf kritisiert. Ist die Lage mittlerweile entspannter? Das Gespräch mit der IG Hünenberg See wurde gemäss Anderegg gesucht – und sei konstruktiv verlaufen. Man habe seitens Gemeinderat noch einmal betont, dass es keine politische Entscheidung sei.
Zu prüfen ist, ob die gesetzlichen Vorgaben für eine Baubewilligung erfüllt sind. «In diesem – für den Gemeinderat sehr engen Handlungsspielraum – sind denn auch die vorgebrachten Bedenken aus der Bevölkerung zu prüfen», sagt Anderegg für den Gemeinderat und ergänzt: «Die Vorstandsmitglieder der IG Hünenberg See zeigten diesbezüglich Verständnis für die Aufgabe des Gemeinderates. Für den Gemeinderat wiederum sind gewisse geltend gemachte Bedenken durchaus nachvollziehbar.» Er räumt ein, dass es sich bei der Erweiterung des 5G-Netzes «zweifelsfrei um eine hochemotionale Thematik» handle.
Die IG Zythusplatz
fühlt sich wenig vertreten
Robert Klauser von der IG Hünenberg See bestätigt, den konstruktiven Austausch. Er sagt: «Wir haben es geschätzt, dass wir unsere Anliegen im Gemeinderat platzieren durften.» Gleichwohl ist das Thema noch nicht vom Tisch. Die IG, so Klauser, steht in regem Kontakt mit der Bevölkerung. Er beschreibt die Beobachtungen: «Wir spüren, dass das Thema nach wie vor Unbehagen verbreitet und ein grosses Anliegen ist.» Auch die IG Zythusplatz ist in Kontakt mit den Behörden bezüglich des 5G-Antennen-Gesuchs. Jener Interessengemeinschaft geht es in erster Linie darum, den Platz direkt neben dem künftigen Antennenstandort, wie er ist zu erhalten: gewissermassen als Dorfplatz von Hünenberg See. Deren Vertreter hatten sich ebenfalls letztes Jahr klar gegen eine Antenne ausgesprochen.
Wie Marie-Theres Annen von der IG Auskunft gibt, haben zum Thema Antenne mit jener IG keine Gespräche stattgefunden. Man fühle sich ausserdem nach wie vor nicht besser vertreten durch den Gemeinderat. Marie-Theres Annen schildert: «Es gibt keinerlei Signal seitens des Gemeinderates, dass er das Anliegen der betroffenen Wohnbevölkerung – nämlich solche Antennen von dicht besiedelten Wohngebieten fernzuhalten – vertreten oder durchsetzen oder nach Alternativen suchen würde.» Alternativen, das wären weniger dicht besiedelte Gebiete oder Anhöhen.
Mit der Coronapandemie sieht sich die IG überdies erschwerten Bedingungen ausgesetzt. Marie-Theres Annen findet dazu deutliche Worte: Nicht goutiert werde, wenn Behörden die Coronasituation zu ihrem Vorteil ausnützen würden, gemeindliche Gross-Anlässe durchführten, während Treffen von Einwohnern untereinander auf maximal fünf Personen beschränkt und damit deren Austausch-/Einflussmöglichkeiten massiv beschnitten werde. Sie schliesst stellvertretend für die IG Zythusplatz: «Für Antennen- und weitere Anliegen gilt: Es wär so schön und wünschenswert, den Gemeinderat auf Seite der betroffenen Bevölkerung zu wissen.»